Hochofenwerk in Meiderich-Nord
Landschaftspark Duisburg-Nord
Duisburg
Landschaftspark Duisburg-Nord
Die irre Hitze – 1.500 Grad am Hochofenabstich – ist verflogen, aber der Rest der einstigen Thyssen-Hütte steht noch, nur anders: Der Gasometer ist heute ein Tauchbecken, die Erzbunkeranlage ein Klettergarten, und vom Hochofen 5 blicken Besucher über das westliche Ruhrgebiet. Kaum zu glauben, dass hier einmal Erze aus aller Welt – zum Teil auch aus dem Siegerland – in großem Stil verhüttet wurden …
Nur abends scheint es so, als würden die Hochofenfeuer wieder leuchten. Dann überzieht glühendes Rot die drei noch stehenden Hochöfen, kontrastiert durch kühle Blau- und Grüntöne. Urheber dieses Schauspiels ist der englische Künstler Jonathan Park, dessen eindrucksvolle Lichtinstallation die Industrieanlage seit 1996 in Szene setzt.
Wie hart die Arbeit am Hochofen tatsächlich war, schildert der ehemalige Schmelzer Jürgen D.: „Eisen und Schlacke hatten Temperaturen bis zu 1.500 Grad, und wenn man mal länger als eine Minute an der Rinne stand, waren die Hosenbeine abgebrannt, einfach von der Hitzeausstrahlung her. Unter die Holzschuhe wurden noch Bretter genagelt, die waren drei Zentimeter stark und mussten alle drei Tage erneuert werden.“
Fünf Hochöfen laufen hier zeitweise rund um die Uhr. Eine benachbarte Zeche samt Kokerei, ebenfalls bereits vom Werksgründer August Thyssen (1842–1926) ins Leben gerufen, sorgt für pausenlosen Koksnachschub. Erze oder Zuschlagstoffe gelangen über den Rhein und dann per Bahn in die Erzbunker. Die Erze kommen überwiegend aus Brasilien, Südafrika und Nordamerika, nur während der NS-Zwangswirtschaft erhöht sich der Anteil deutscher Erze, etwa aus dem Siegerland. Allerdings ist deren Eisengehalt geringer, was einen Rückgang der Produktion zur Folge hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt das Hüttenwerk zwei Modernisierungswellen. Deshalb kommt das Ende am 4. April 1985 für die noch etwa 300-köpfige Belegschaft völlig überraschend. Den geplanten Abriss verhindern Bürgerproteste. Die Internationale Bauausstellung IBA Emscher Park fördert die Entstehung des heutigen Landschaftsparks, der längst zum Inbegriff für Industriekultur geworden ist.
Stahl•Zeit•Reiseziele in der Nähe
Die „Stahl•Zeit•Reisenden“ Luise & Alfred: Landschaftspark Duisburg-Nord
Al:
Hier in Duisburg wird man noch Roheisen erzeugen und Stahl kochen, wenn anderswo längst der Ofen aus ist! …
Lu: Was Du nicht sagst – Wahrsager Alfred! Du malst Dir die Zukunft wohl immer in schillerndsten Farben und schönsten Tönen aus!
Al: Blühende Landschaften so weit das Auge reicht: Eintauchen in die Tiefen stählerner Gebirge, Emporklettern in luftige Höhen. Was gibt es Schöneres als eine Sinfonie aus Eisen und Stahl – Leuchttürme des Fortschritts!
Lu: Monströser Nervenkitzel. Gegen jede Natur! Eines Tages wirst Du Dich noch wundern!
Al: Wunder, Lu! Nicht wundern! Wir bringen Wohlstand für Rheinland und Westfalen, Wachstum fürs Revier und Waren in alle Welt!
Lu: W-W-W. Oh weh! Wohin soll dieser wuchernde Wahnsinn nur führen? Stahl und Beton, Feuer und Asche – manchmal wünsche ich mir die liebliche grüne Natur zurück.
Al: Aber zuerst kommt meine Blütezeit! Lass uns die kostbaren Früchte dieser pulsierenden Landschaft ernten!
Informationen zum Besuch
Adresse:
Emscherstr. 71
47137 Duisburg
Tel. 0203/4291919
www.landschaftspark.de
Öffnungszeiten:
Besucherzentrum Mo–Fr: 9–18 Uhr
Sa/So/Feiertage: 11–18 Uhr
Alte und neue Anlagen des Hochofenwerkes Meiderich-Nord (1953)
Kurzbeschreibung (Film ohne Ton)
Bis in die 1950er Jahre ist vieles Handarbeit, wie das Befüllen des Hochofens mit Eisenerz u. a. oder das Vorbereiten des Sandbetts, in das das flüssige Eisen nach dem Abstich fließt. Die Hochöfen 5 und 1 werden 1954 und 1956 neu gebaut. Die neuen Hochöfen werden automatisch befüllt und das flüssige Roheisen fließt in spezielle Eisenbahnwagen.